Benediktenwand 1801m

Die Benediktenwand erhebt sich auf eine Höhe von 1801m am nördlichen Alpenrand über Benediktbeuern

Nachdem wir am letzten Sonntag noch bei Schneesturm den Osser im Bayerischen Wald bestiegen hatten, war heute der Frühling mit Temperaturen über 20 Grad und herrlichem Sonnenschein zurückgekehrt. Ich startete meine Besteigung südseitig von einem kleinem Wanderparkplatz in der Jachenau auf einer Höhe von 750m. Zuerst stieg ich auf einem grobschottrigem und beachtlich steilen Forstweg etwas monoton auf. Nach einer guten Stunde kreuzte ich auf einem Berggrat von der Südseite auf die Nordseite. Schlagartig wechselte der Untergrund von groben aber trockenem Schotter auf eine 1m dicke Schneedecke. Also legte ich meine Schneegamaschen an und mühte mich weiter durch den nassen schweren Schnee. Ich querte einige Schmelzwassertäler bis ich den eigentlichen Südhang der Benediktenwand erreichte. Hier stieg ich weiter, wechselnd durch Schnee und bereits abgetaute Wiesenflecken bis zur Bichleralm, der letzten Almhütte vor dem Einstieg in den Felsenfuß der Benediktenwand. Dieses unwegsame Gelände südlich der Benediktenwand gilt als eines der letzten bayerischen Rückzugsgebiete für freilebende Steinböcke. Von der Bichleralm ging es zunächst weglos über einen schneebeladenen Grat bis zur Felswand. Der eigentliche Aufstiegsweg umrundet hier den großen Gipfelstock auf die Nordseite und steigt von Norden durch eine Felsenrinne auf.

Die heutigen Schneeverhältnisse erlaubten mir aber nicht dieser Route zu folgen. Also stieg ich an der Südseite in die sehr steile Felswand ein. Ich kletterte in sehr steilem Felsengelände, durchzogen von Schneerinnen, geradewegs ca. 200 Höhenmeter aufwärts. Dann wurde das Gelände wieder etwas flacher, sodass ich ohne mich mit den Händen festzuhalten aufrecht stehen konnte. Hier hatte sich der tiefe Schnee halten können was das weitere Vorankommen nicht erleichterte. Ich wühlte mich durch den hüfthohen Schnee vorwärts und versuchte mich an einzelnen Ästen von herausschauenden Latschenkiefern festzuhalten und weiterzuziehen. Ich überwand noch eine steilere Schneekante und konnte plötzlich das Gipfelkreuz, visuell in greifbarer Nähe, über mir erblicken. Doch in dem tiefen schweren Schnee kam ich nur noch Zentimeterweise vorwärts. Ich musste kurz an den FC Bayern denken, der kürzlich mühevoll und aufopfernd im Elfmeterschießen das CL-Finale erreicht hatte.

Dadurch ermutigt, nicht aufzugeben, wühlte ich mich Zentimeter für Zentimeter weiter durch den Schnee. Nach über vierstündigem Aufstieg erreichte ich den Gipfel der 1801 m hohen Benediktenwand. Der Eintrag in das Gipfelbuch zeigte, dass der Berg bereits seit 10 Tagen nicht mehr bezwungen wurde. Nach diesem sehr schweißtreibenden Aufstieg genehmigte ich mir gleich zwei Flaschen Gipfelbier. Doch zuerst kühlte ich das lauwarme Getränk im Schnee. Bei meiner Gipfelrast gesellten sich einige Dohlen zu mir, um mir Gesellschaft zu leisten und vor allem von meiner Keksration etwas abzubekommen.

Vor dem Abstieg legte ich noch meine Steigeisen an, denn ich wollte nicht wieder durch die gefährliche steile Felswand absteigen, sondern diese durch eine, vom Gipfel erkennbare Schneerinne umgehen. Dieser Abstieg gelang mir relativ problemlos, auch wenn ich in dem steilen Gelände immer wieder Nassschneelawinen lostrat. Zurückgekehrt an der Bichleralm verstaute ich die Steigeisen wieder im Rucksack. Den restlichen Abstieg folgte ich meinem Aufstiegsweg und erreichte nach insgesamt 7 ¼ Stunden Bergtour, gezeichnet von den Anstrengungen, das Auto. Nach einer kurzen Rast mit Zielbier ging es wieder heim nach Ried.

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